Heinz Ressl: „Das war nie ein Hobby…“
„Ich komme eigentlich vom Bergsport. Meine Mutter war Schilehrerin und ich bin mit dem Schifahren aufgewachsen. Bergsteigen, Klettern, Schitouren waren meine Welt. Zum Segeln bin ich erst etwa im Alter von 22 Jahrern gekommen – mich hat das schwimmende Schneckenhaus interessiert, die Möglichkeit, zu reisen, selbstständig unterwegs zu sein mit einem kompletten kleinen Haushalt, Werkzeug, Büchern, Gitarre. Und ich hab darauf hingearbeitet, meine erste kleine Stahlyacht gekauft und bin nach einem Crashkurs in Navigation mit meiner damaligen Freundin Elisabeth losgezogen von Holland. Das war in den 80ern meine erste längere Reise, sie hat knapp 3 Jahre gedauert. Erst langsam ist das Interesse am Segeln selbst gekommen, am Spiel mit dem Wind, es ist leichter geworden, mehrere Reisen mit anderen Schiffen folgten, mein ohnehin großer Respekt vor der Gewalt der Natur hat sich vertieft. Zigtausende Meilen, tausende Bordtage. Später ist ein Beruf daraus geworden, aus der Erfahrung der Fahrtensegeljahre ist sea-man-ship Austria entstanden, zusammen mit meinem Freund Peer Reeh. Später die Übernahme der Österreichischen Seefahrtschule. Die Gründung einer englischen RYA Seaschool sea-man-ship UK, nahe Southampton und deren Leitung über 10 Jahre als Principal und Chief Instructor. Für mich war Seglen und speziell Seefahrt nie ein Hobby. Es war in den ersten 10 Jahren eine für mich neue, großartige Lebensform, dann eine Zeit lang auch ein faszinierender Sport, ein geliebter Beruf. Ich unterrichte sehr gerne in diesem Bereich, arbeite gerne mit Menschen auf Schiffen, darf erleben, wie sie Sicherheit gewinnen, Angst verlieren und Respekt behalten. Ich kenne keine vergleichbare kleine Welt, die einen das so erleben läßt… „
Von damals bis heute:
„So hat sea-man-ship begonnen – mein Freund Peer Reeh und ich und zwei Elan 431. Nach einigen unsteten Fahrtensegeljahren auf eigenem Kiel war der Entschluß, aus dem reichen Erfahrungsschatz einen Beruf zu machen, naheliegend. Unsere intensiven Skippertrainings haben wir damals ausschließlich in den Monaten Oktober, November, März und April angeboten und in Dalmatien gesegelt – für mich immer noch die besten Monate dort in dieser einzigartigen Inselwelt, mit anspruchsvollen Wetterwechseln, dem herrlichen Licht und entspannten Menschen.
Das Konzept war direkt: Egal was Du kannst und welche Lizenz zu hast – Du bist am Ende der Veranstaltung wesentlich kompetenter als zu Anfang. Wir haben diese Zeit genossen!
Und das Konzept ist auch heute dasselbe.“
„Peer Reeh hat sich später ganz auf den Bau seines Schiffes „Voodoo Chile“ konzentriert. Eine 60fuß Ketch, die er so gut wie alleine hinter dem Haus zusammengschweißt und ausgebaut hat – von der nackten Stahlplatte weg. Das hat gedauert, aber dann haben Peer und seine Frau Uli viele Jahre an Bord gelebt und zehntausende Seemeilen liegen in ihrem Kielwasser.
Viele Jahre hatte ich mit sea-man-ship UK auch eine niedergelassene englische Seefahrtschule mit Sitz in Port Hamble / Southampton. In den Wintermonaten habe ich im Solent meine Schüler zum RYA Yachtmaster Coastal oder Offshore ausgebildet und Prüfungen veranstaltet. Pandemie und Brexit haben mich 2020 veranlaßt, diese Schule zu schließen. Die Trainingsveranstaltungen im Solent biete ich aber weiterhin an.“
„Mein väterlicher Freund Ing. Hugo Herrmann. Er hat mir 2004 die Österreichische Seefahrtschule übergeben.
Hugo hat die Seefahrtschule 1974 gegründet und hat sie 30 Jahre lang mit seinem Schiff „Il Nuovo Trionfo“ betrieben – einem venezianischen Trabakel, 80 Tonnen schwer und als Gaffelschoner getakelt. Hugo hat nicht nur unterrichtet – er hat vorgelebt, erklärt, geführt und gekocht. Seine Kreationen auf dem riesigen Dieselherd sind berühmt wie die Krautfleckerln der Tante Jolesch. Hugo stand mir immer mit Rat und Tat beim Betrieb der Seefahrtschule zur Seite. Ein klassischer Kommentar von Hugo: „Denk einmal in Ruhe darüber nach, ob du … „
Wir haben Hugo am 22. August 2020 begraben. Es war ein sonniger Tag und eine wehmütige und friedliche Stimmung, da war nichts Schwarzes dabei … Hugo, du fehlst mir, danke für Alles!“
Wie sieht’s heute aus?
sea-man-ship Austria und die Österreichische Seefahrtschule sind Fortbildungs- und Ausbildungszentrum für jährlich zahlreiche Interessierte und es ist ein großartiges Team gewachsen. In den Jahren nach dem Rückzug von Peer stellte sich mir immer wieder die Frage: Mit wem möchte ich arbeiten? Mit wem teile ich dasselbe Verständnis von Seemannschaft, Sicherheit, Respekt? Gemeinschaften sind entstanden, manche waren großartig, manche waren ein Irrtum.
Die Österreichische Seefahrtschule leite ich mittlerweile gemeinsam mit Olaf Weiß, eine wunderbare Zusammenarbeit.
Peer ist zurück. Und mit diesen Seglern bilde ich heute das Team. Jeder von Ihnen kann nicht nur auf große Seefahrtserfahrung sondern auch auf entsprechende Unterrichtserfahrung und Empathie bauen. Zu jedem von ihnen habe ich größtes Vertrauen. Ohne dieses Team würde ich das nicht machen wollen.
Unsere Trainings haben ihre Wurzeln in der Erinnerung an eigene Ängste und Fehler. Unser Ziel ist es, Deine Komfortzone zu erweitern, damit Deine Crew unter allen Umständen von Dir bekommt, worauf sie Anspruch hat: Sichere und respektvolle Führung und fachliche Geborgenheit!
Hier siehst Du unseren Code of Conduct!“
Heinz Ressl
Leiter von sea-man-ship Austria